Die Fibromyalgie kam schleichend

Lange Zeit habe ich schlichtweg nicht gewusst, dass ich Fibromyalgie habe. Aus den ganzen Zipperlein, die teils schon seit meiner Jugend präsent waren, wurden aber mit der Zeit immer größere Beschwerden. Ich ging trotzdem weiter dagegen an und erledigte den Alltag, so gut es eben ging. So war es irgendwann für mich normal, dass ich die Treppe nicht mehr raufging, sondern irgendwie raufkrabbelte wegen der Brennschmerzen in den Oberschenkeln. Oder dass ich beim Haare fönen den Fön nach wenigen Sekunden in die andere Hand wechseln musste, weil die Oberarme so schmerzten.

Doch Mitte meiner vierziger Jahre kam dann der totale Zusammenbruch. Ich konnte keine 200 m mehr laufen, hatte Herzrasen und war völlig erledigt. Meinen Job hatte ich aufgeben müssen. Die starke Erschöpfung blieb nun dauerhaft, ich erholte mich einfach nicht mehr. Alles tat weh, wirklich jede Bewegung. Auch einfaches Dehnen, sogar Berührungen. Ich war total vergesslich, brachte alles durcheinander und konnte mich überhaupt nicht mehr konzentrieren. Nachts lag ich stundenlang wach oder wachte 2 Stunden nach dem Einschlafen einfach so wieder auf. Tagsüber war ich natürlich dauermüde. Oft hatte ich starke Krämpfe in Füßen und Beinen. Und dann der Bauch…. Es gab kaum mehr etwas, was ich essen konnte. Ständig hatte ich Blähungen, Bauchkrämpfe, Bauchschmerzen, Durchfall und Kreislaufprobleme beim Stuhlgang. Ich war wirklich völlig am Ende, ein totales Wrack.

Brennschmerz bei Fibromyalgie

Dabei kam ich gerade aus einer Klinik. Auf Rat eines Neurologen war ich dort für eine Muskelbiopsie stationär aufgenommen worden. Aber wie alle anderen Untersuchungen vorher brachte auch dies kein weiterführendes Ergebnis. Die Ärzte hatte ich alle so ziemlich durch und fühlte mich von ihnen im Stich gelassen. Die nahmen mich nicht ernst und das Antidepressivum, was mir mein Hausarzt ans Herz legte, gab mir den Rest.

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YouTube Kanal von Barbara auf der Heide

Die Kehrtwende

Ich wußte nicht weiter und war auch psychisch nicht mehr gut drauf. Doch dann öffneten sich für mich nach und nach ein paar Türen, durch die ich mich traute.

Alles fing an mit den Kohlenhydraten, über die ich stolperte und von denen ich wirklich gar nichts wußte. Ich wendete mein letztes bisschen Kraft auf, um mich diesem Thema anzunehmen und reduzierte Kohlenhydrate in meiner Ernährung. Es kam zu Verbesserungen! Ich war nicht mehr so müde und die Nächte wurden etwas besser. Auch die Krämpfe und die Erschöpfung waren nicht mehr ganz so arg. Ungefähr ein halbes Jahr später stolperte ich dann über die Guaifenesintherapie. Es fiel mir sehr schwer, das Buch von Dr. St. Amand zu lesen. Die Zeilen sprangen weg, ich konnte das Buch nicht halten und am Ende eines Satzes wußte ich nicht mehr, womit er begonnen hatte. Mit viel Unterstützung von anderen Betroffenen schaffte ich die Vorbereitung und den Start in die Therapie. Nach einiger Zeit merkte ich, dass die Verkrampfungen am Rücken nicht mehr so stark waren wie sonst. Insgesamt wurden die Schmerzen erträglicher. Ein paar Jahre vergingen. Mittlerweile war ich eine von denen, die anderen beim Einstieg in die Therapie behilflich war. Seit dieser Zeit organisiere ich auch 2x jährlich Guaifenesintreffen im norddeutschen Raum.

Außerdem fing ich an zu bloggen und dokumentierte meinen Verlauf mit der Guaifenesintherapie per Video. Noch heute veröffentliche ich regelmäßig Videos auf meinem YouTube-Kanal. Inzwischen nicht mehr nur zum Guaifenesin, sondern zu allen möglichen Themen rund um die Fibromyalgie.

Noch ein gewagter Schritt: Durch Ausbildungen zum Fibromyalgie Coach

Die kohlenhydratarme Ernährung war mein Ding. Im Selbststudium lernte ich viel darüber und tauschte mich mit anderen aus. Und dann kam aus heiterem Himmel die nächste Tür, die LCHF-Akademie (LowCarbHighFat=wenig Kohlenhydrate, viel Fett). Nun hatte ich plötzlich die Möglichkeit, mich in diesem Bereich ausbilden zu lassen! Erst verwarf ich den Gedanken wieder aus Angst, dem Ganzen aufgrund der Fibromyalgie körperlich und geistig nicht gewachsen zu sein. Doch dann traute ich mich auch über diesen Stolperstein. Es folgten verschiedene Ausbildungen, von denen ich selbst auch gesundheitlich profitierte. Irgendwie „dazwischen“ habe ich mich von Dora Maier, der Initiatorin der Guaifenesintherapie in Deutschland, zur Kartiererin ausbilden lassen. Heute bin ich ganzheitlicher Gesundheits- & Ernährungscoach und Kartiererin und freue mich immer besonders, wenn ich als Fibromyalgie Coach Menschen auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten darf.

 

Fibromyalgie heute

Mein Leben heute ist nicht symptomfrei, aber beschwerdearm. Ich kann den ganzen Tag konzentriert arbeiten, schlafe meist 6-7 Stunden und gehe sogar joggen. In schlechten Zeiten konnte ich nicht einmal mehr eine Bahn im Schwimmbad schwimmen. Ich habe es also weit gebracht! Die Fibromyalgie ist noch da, ja. Aber die meisten Beschwerden gehören der Vergangenheit an. Manchmal habe ich einen schlechten Tag, was ich auf die Ausschwemmungen durch Guaifenesin zurückführe. Dann schalte ich einen Gang runter und passe mich etwas an. Tage, an denen ich wegen der Fibromyalgie den ganzen Tag im Bett liegen muss gibt es bei mir nicht mehr, die sind Vergangenheit.

April 2020

Hilfe bei Fibromyalgie